Der perfekte Mord


Wie ein großer, dunkler Schatten im kalten, fahlen Schein des Mondes lag das Haus auf dem Hügel. Kein Fenster war erleuchtet, nichts rührte sich. Je weiter sich Werner dem Haus näherte, desto unheimlicher wurde es ihm. Vor der Haustür angelangt, schlug er den handtellergroßen, eisernen Ring gegen die Holzfüllung und lauschte dem dumpfen Klopfen, das in der Nacht verhallte.

Obwohl Mitternacht bereits vorüber war, brauchte er nicht lange zu warten, bis er einen Lichtschein gewahrte und die schwere Eichenholztür von einer platinblonden, voll angekleideten Frau geöffnet wurde, die ihn verwundert ansah.

„Äh, bitte entschuldigen Sie die späte Störung, aber mein Wagen ist da unten liegen geblieben.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Straße, die sich am Fuß des Hügels vorbeischlängelte. „Kann ich vielleicht mal telefonieren? Ich brauche einen Pannendienst.“

Die Frau schien zu zögern, doch dann bat sie ihn herein. Werner ging an ihr vorbei in die Diele, und sein Blick fiel in einen weit geöffneten Raum, in dem viele Kleidungsstücke und drei Koffer verstreut lagen.

„Bitte, entschuldigen sie die Unordnung“, sagte die Frau, die seinem Blick folgte. „Ich bin beim Packen. Mein Mann und ich wollen morgen in die Berge.“ Sie lächelte glücklich. „Sozusagen, unsere zweiten Flitterwochen.“ Werner, der nicht so recht wusste, was ihn das anging, trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Die Frau bemerkte das. „Aber ach, was rede ich. Sie haben ja ganz andere Sorgen. Dort drüben steht das Telefon, das Buch ist in der Schublade darunter.“

Während sie sich zum Weiterpacken zurückzog und dabei stillvergnügt ein Lied summte, suchte Werner die Nummer des Pannendienstes heraus, wählte und atmete erleichtert auf, als sich am anderen Ende der Leitung eine verschlafene, männliche Stimme meldete.

„Ja, er springt einfach nicht mehr an.....Nein, ich weiß nicht, woran das liegt....Kennen sie das allein stehende Haus auf dem Hügel?.....Ja, gut, in zehn Minuten also, danke.“ Befriedigt legte er den Hörer auf.

In diesem Moment vernahm er aus einem angrenzenden Raum gedämpfte Stimmen und lauschte unwillkürlich.

„Im Hotel angekommen, spiele ich den treu sorgenden, verliebten Ehemann. Ich werde erzählen, dass ich meiner Frau die Schönheiten der Bergwelt zeigen will, und mich nach leichten Bergwanderungen erkundigen, weil sie eine ungeübte Bergsteigerin ist. So was macht Eindruck. Wenn wir dann unterwegs sind, führe ich sie an eine günstige Stelle, wo sie zufällig ausrutschen und in die Tiefe stürzen wird.“

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