Seelenfrieden




Als
Frau Frenzel vor zwei Jahren in die Wohnung über mir zog, war
sie mir nicht wirklich sympathisch. Eine pummelige, alte Dame stand
vor meiner Tür. Runzliges Gesicht, das schneeweiße Haar
streng zu einem Dutt frisiert. Ihren dicken, braunen Dackel Waldi
trug sie unterm Arm. Sie stellte sich als meine neue Nachbarin von
oben vor und erklärte, dass sie viel handarbeite und Freude an
den vielen Unterhaltungssendungen im Fernsehen habe. Sie sei so
froh, endlich eine Wohnung im zweiten Stock gefunden zu haben. Ich
wunderte mich.

„Ach, ich bleibe am liebsten zu Hause; erstens
kann ich nicht mehr so gut laufen und zweitens hasse ich
Gartenarbeit, wissen Sie.“ Waldi schleckte ihr bei diesen Worten
über das Doppelkinn und bekam dafür einen schmatzenden
Kuss auf die Schnauze.

Damals dachte ich noch zufrieden, dass ja
jeder Mensch so seine Eigenheiten hat. Besser diese alte Dame, als
diese junge Familie mit dem schreienden Bengel, die vor ein paar
Wochen endlich ausgezogen war.

Für mich war Gartenarbeit mehr
als ein Hobby. Ich liebte den herrlichen, üppigen Walnussbaum,


die bunten Blumen und meine Rosen hatten mir schon Lob und
Nachfrage bei Nachbarn eingebracht. Nachts dufteten die vielen
Jasmin- und Mimosensträucher, die Rasenfläche war ein
grüner, dichter Teppich und reichte bis zum kleinen Fluss am
Ende des Gartens. Schon deshalb war ich auch ganz froh, dass die
Neue sich ‘raushalten wollte. >>>


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Oh warte, Du alte Hexe!, jetzt bist du zu weit gegangen. Finstere
Ideen geisterten mir im Kopf. Vor meiner Wohnungstür saß
der dicke, alte Köter. Als wolle er der Boshaftigkeit seines
Frauchens auch noch Ausdruck verleihen hatte er auf meiner Fußmatte
einen dicken, stinkenden Haufen hinterlassen. Das war zu viel! Meine
Geduld war endgültig am Ende. Ich nahm das hässliche Vieh
am Schlafittchen, zerrte es in die Wohnung und band es an die
Heizung. Dann schmierte ich ein Juckpulver dick auf sein Fell. „So,
du Misttöle. Du kommst nicht noch einmal zu mir. Und jetzt troll
dich“.

Ich öffnete die Tür und Waldi rannte die Treppe
hinunter in den Garten und kratzte sich wie wild das Fell. Ich holte
meinen Marktkorb aus dem Schrank und ging zum Auto. Bevor ich
einstieg, riss ich Frau Frenzels alberne Kunstblumen vor dem Haus
aus dem Topf, rupfte sie kurz und klein und stopfte sie mitsamt
meiner verdreckten Fußmatte in die Mülltonne. >>>