Er will etwas ändern



"Ich will etwas ändern", sprach Herr Wuseli, kaufte sich Rollschuhe und ging damit auf die Straße.

"Das geht ja noch ganz gut", sagte er vergnügt und rollte behende davon.


Mitten auf der Kreuzung umrundete er zweimal den Schupo, der dort den Verkehr regelte und schaute ihn verschmitzt an.

"Ich rolle", jauchzte er dem Schupo entgegen, "ich rolle! Jubili!"

Der Schupo beherrschte sich mühsam. Endlich verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen. Er lachte an diesem Tag alle Autofahrer an und freute sich, ohne recht zu wissen, warum.
Aber das sah Herr Wuseli nicht mehr, denn er rollte schon weiter.


Im Park kurvte Herr Wuseli im Zick Zack vor den Bänkchen hin und her und im Überschwang setzte er sich auf den Schoß einer ziemlich dicken, mißmutigen Frau.

"Sie sind weich und nett, dicke, gemütliche Dame. Ich würde ja gern bleiben, aber ich muß weiterrollen, denn es gibt noch viel zu ändern", jauchzte Herr Wuseli der ziemlich dicken Frau ins Ohr und zwinkerte vergnügt dabei.

Erst war die ziemlich dicke Frau ganz erstarrt, doch dann begann sie zu kichern, zu prusten und endlich zu lachen, daß sie von Kopf bis Fuß schwabbelte wie ein leckerer Wabbelpudding.
Aber das sah Herr Wuseli nicht mehr, denn er flitzte schon weiter.


Hinter einem Fenster der Kinderklinik war ein blasses Gesichtchen zu sehen. Herr Wuseli winkte, drehte dabei einige Kurven, warf Kußhändchen hinauf und flatterte mit den Armen, als wolle er gleich losfliegen.

Erst machte das Kind ganz erstaunte Augen, dann lächelte es plötzlich überrascht, klatschte in die Hände und jauchzte vor Vergnügen.
Aber das sah Herr Wuseli nicht mehr, denn er sauste schon weiter.


Im Schulhaus, in welches er kurzerhand hineingerollt war, hatte die dritte Klasse gerade Rechnen. Alle Kinder waren müde und hatten eigentlich gar keine Lust zu Lernen.

"Jubili! Rollen muß man, dann ändert sich was", gackerte Herr
Wuseli, gab dem Lehrer einen Schmatz mitten auf die Nasenspitze, kitzelte ein Kind im Vorbeisausen und drehte ein paar rasante Todesspiralen auf dem Pult.

Erst saßen alle wie gelähmt, doch da kicherte erst einer, dann ein zweiter, und schließlich brüllte die ganze Klasse vor Lachen. Sogar der sonst so miesepetrige Lehrer schüttelte sich, daß ihm die Tränen aus den Augen schossen.
Doch das sah Herr Wuseli nicht mehr, denn er preschte schon weiter.


An diesem Tag ertönte in der kleinen Stadt, in welcher Herr Wuseli wohnte, ein Gelächter nach dem anderen. Der einzige, der nichts davon merkte, war Herr Wuseli.


Am Abend rollte er todmüde und enttäuscht nach Hause.
Doch als er in den Spiegel schaute, entdeckte er in seinem linken Augenwinkel ein winziges Gelächter. Er ließ zu, daß es in ihn hineinschlüpfte. Und als es sich in ihm breitmachte, wurde ein großmächtiges Gelächter daraus.

"Jubili", jauchzte Herr Wuseli, "also hat sich doch etwas geändert! Jubili, glücklicher Herr Wuseli. Schlaf gut und träum' was Schönes", sagte er zu sich in den Spiegel hinein.

Als er an diesem Tag einschlief, war er ganz und gar glücklich.