Leidenschaft, die Leiden schafft


Er wußte – er sollte sie nie wiedersehen, sie nie wieder berühren, seiner Liebe zu ihr abschwören, ihr entsagen, verzichten.
Aber wie konnte er das?
Alle hatten ihm zugesetzt, das heißt: sie nannten es „gut zugeredet“. Sogar der Arzt hatte ihn ernst angesehen und geraten, die Finger von ihr zu lassen. Er verstieg sich sogar zu der Bemerkung, es sei gesünder für ihn und spielte dabei auf sein schwaches Herz und seinen miesen Blutdruck an.
„Aber – sind wir doch ehrlich,“ hatte er daraufhin zu argumentieren versucht, „einen Tod muß jeder sterben. Ist es dann nicht ein besonderer Glücksfall in Liebe zu verbrennen und in Leidenschaft zu verglühen?“ Zog es ihn doch unwiderstehlich zu ihr hin, wie eine Motte zum Licht.
Aber niemand wollte ihn verstehen.
Und so schloß er schmerzlich die Augen und konzentrierte sein ganzes Fühlen und Denken auf sie.
Er sah sie daliegen, unschuldig in ihrer schlichten Schönheit. Wie gern hatte er ihren runden, warmen Leib umfangen, sich an ihr festgesogen, ihren einzigartigen Duft eingeatmet, bis ihm schwindelte vor Glück.
Nur sie verstand ihn zu beruhigen, wenn er aufgeregt war oder verärgert. Hatte er Streß gehabt zu Hause oder im Geschäft, so wußte sie ihn zu trösten. Und wenn er sich dann mit ihr zurückzog, schienen sich all seine Sorgen in Rauch aufzulösen.
Aber niemand außer ihm mochte sie. Niemand wollte sie in seiner Nähe dulden.
Es war beklagenswert. Ja, er ging sogar soweit, das Verhalten seiner Angehörigen als diskriminierend und äußerst intolerant anzuprangern. Das nahmen d i e ihm sehr übel.
Aber was tat er denn Schlimmes? Er hing eben an ihr und mochte nicht ohne sie sein.
Wenn sie so offen vor ihm lag, er sie aufnahm, seine Lippen ihren Mund suchten, er das Feuer in ihr entfachte und sie sich erhitzte, wenn er sich an ihr zu schaffen machte, und sie endlich bereit war, ihm zu geben, wonach ihm gelüstete, was er brauchte wie sonst nichts auf der Welt,
d a n n waren beide innig miteinander verbunden.
Doch plötzlich – nach seinem Herzinfarkt – sollte alles anders werden.
Die Familie rottete sich zusammen, erklärte s i e für schuldig und verbannte sie kurzerhand aus seinem Leben.
Und das Schlimmste war, er konnte nichts dagegen tun.
Ans Bett gefesselt gab er sich seinen verzweifelten Gefühlen hin und litt unermeßlich.
Ja - er hatte die Zeit mit ihr genossen.
Und er vermißte sie leidenschaftlich. Wie sie ihm doch fehlte – am Morgen, am Mittag, am Abend, sogar in der Nacht: Seine geliebte Tabakpfeife.


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