Jemand kommt gewissermaßen durchgebrannt an


Es waren zwei denkwürdige Ereignisse und beide geschahen zur selben Zeit.
Es überrascht nicht, dass der totale Stromausfall mehr Aufmerksamkeit erregte als das plötzliche Erscheinen eines grauhaarigen älteren Herrn.
Dies bemerkte überhaupt niemand, da es sich auf einer kleinen Waldlichtung abspielte, die an diesem herrlichen, ungewöhnlich warmen Frühlingstag, ganz verlassen dalag. Verlassen blieb sie allerdings nicht lange, denn genau um 14:14 Uhr am 21. März tauchte besagter Herr mit einem lauten Knall mitten auf der Lichtung aus dem Nichts auf.
Sein langer dunkler Mantel flatterte um die knittrigen Hosenbeine, und die Füße in den abgetretenen Schnürschuhen waren nackt. Er umklammerte krampfhaft eine etwa fünfzig Zentimeter lange, sehr mitgenommene, von Beulen übersäte Röhre und schwankte beängstigend, ehe er sein Gleichgewicht wiederfand. Verstört untersuchte er die Röhre.
„Du liebe Güte“, murmelte er geschockt, „da ist mir doch tatsächlich der Konverter durchgebrannt. Blöd, blöd, blöd.“
Bei diesen Worten ließ er die Metallröhre wie ein heißes Eisen ins Moos fallen und begann an sich herumzuklopfen, denn hier und dort, auf den Ärmeln und an den Taschenklappen kräuselten sich kleine Rauchfädchen. Zwar sah man keine Flammen, aber ganz offensichtlich war der seltsame Besucher mit hohen Temperaturen in Kontakt gekommen. Den merkwürdigsten Anblick boten die grauen, relativ langen Haare, die sein zerknittertes Gesicht umrahmten: Sie standen ihm senkrecht wie elektrisiert vom Kopf ab, und sein buschiger Schnurrbart glich einer erschreckten Spülbürste.
Auch von den Haarspitzen stiegen feine Rauchkringelchen auf, die allmählich verblassten.

Ein Eichelhäher, der sich von dem Schock des lauten Knalls erholt hatte, begann ganz in der Nähe empört zu schimpfen, doch der Mann beachtete ihn nicht.
Er bückte sich hustend, hob die Metallröhre wieder auf, betrachtete sie missmutig und klemmte sie sich schließlich unter den Arm.
„Da hilft alles nichts, fürs erste stecke ich fest. Aber kommt Zeit , kommt Rat. Wollen erst mal schauen, wo ich hier gelandet bin – und vor allem wann - hihi.“
Bei diesen Worten begannen die freundlichen munteren Äuglein fröhlich zu blitzen, und der seltsame Ankömmling folgte vergnügt pfeifend dem einzigen Weg, der von der Lichtung wegführte.
Er schaute interessiert um sich. Ringsumher wiegten sich die ersten grünen Blättchen an den Buchenzweigen, Teppiche von Buschwindröschen blitzten zwischen den grauschwarzen Stämmen hervor, und Tausende von Schlüsselblumen winkten dem einsamen Wanderer zu.
„Ah, wie schön. Es geht doch nichts über einen warmen Frühlingstag“, murmelte der Mann vor sich hin, wobei er leise kicherte. „Ich stelle fest, dass ich mich auf das Abenteuer zu freuen beginne, das vor mir liegt. In der Tat“

Der Mann hatte keine Ahnung davon, was seine spektakuläre Ankunft andernorts angerichtet hatte.

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