Literat / Bild des Monats 05.2013

Monatsbild

flickr - Blumenbiene

Herz

Ich kam und brachte mich mit, ganz und gar.
Dann nahm ich mein Herz in beide Hände
um es zu verschenken ohne Wenn und Aber,
doch niemand wollte es haben.
Das tut man nicht, lehrte man mich.
Ich nahm mein Herz wieder zu mir
und lernte Bedürftigkeit.
Lernte darum zu bitten,
man möge mir doch ein Herz schenken.
Doch die Herzen, die ich bekam,
waren nicht echt, waren irgendwie falsch.
Auf der Suche nach dem wahren Herzen
verlernte ich zu weinen und so verlor ich mich.

Da hörte ich, man müsse nur richtig suchen,
dann würde man finden,
man müsse klopfen an der richtigen Tür
und es würde aufgetan,
und ich begann zu ahnen,
dass das echte Herz, das ich suchte,
hinter dieser richtigen Tür
zu finden sein müsse.
So erhob ich die Arme
und flehte um den richtigen Weg,
um das richtige Ziel.
Und dann ergab ich mich
dem leisen Gefühl in mir,
welches begann,
mich in eine Richtung zu ziehen.
Ich folgte diesem Sog
und hörte auf zu suchen.
Und eines Tages,
in einer trostlosen Wüste,
als ich nicht mehr konnte
und der Durst der Sehnsucht drohte,
mich um den Verstand zu bringen,
brach ein Licht hervor aus dem Nichts,
so mächtig, dass das Strahlen
der sengenden Wüstensonne
wie ein Schatten dagegen verblasste,
bis das Strahlen alles war, was war
und mich erfüllte, bis ich alles war,
was war.
Und siehe, die Tür tat sich auf,
ich trat ein, und stand vor dem Herzen,
dem einen wahren Herzen - und es war echt,
und es war kein Falsch an ihm.
Und ich erkannte es wieder:
Mein Herz - das Herz des wahren Kindes.

Ich ging und nahm mich  mit,
ganz und gar,
mein Herz in beiden Händen
und begann es zu verschenken
ohne Wenn und Aber.
Doch meine Hände wurden nie leer.

Rosemai M. Schmidt