Literat / Bild des Monats 10.2009

Monatsbild

Birgit Korell-Sampaio

November

Der krallige Frost sprengt Felsenfugen
Die stürzen sich gellend zu Tal
Verzerrt mich
blöde und blind lachend ein Gedanke -
Verwitterte Schatten verzittern im Abgrund.
Liebte mich ein Kind
und hatte ganz traurige Augen.

Ach blutige Klippen!
Spült mich an Land, Furien!
Vernunft verwüstet die Herzen
Ich bin so groß,
Du bist so klein,
so stehst du auf der Brücke
Allein-
So wirst du auf mich warten.

Un petit mot, tendre pluie
Du darfst in der Nacht nicht weinen.
Deine Tränen verdunkeln den Traum.
Träume, chéri
Die Liebe ist schön
und ganz leise will ich dich küssen.

Wie flackert der schwankende Schimmer
der Hoffnung auf deinem Gesicht.
Du bist blaß, Kind!
 
Dein Fuß berührt das Laub des Herbstes
Du atmest die Ohnmacht
der würzigen Farben deiner Phantasie
Geh fort, chéri
sieh -
im Gebirge hockt der rauhe Sturm
erlauert sein Wild.
Du sollst sein Opfer nicht sein.

Verstört ist dein Blick,
verstehst du mich nicht?
Stürze ich dich hinab!

Zerbrochen das zarte Blatt deiner Liebe
verendet das Märchen in deiner Seele!
Du glaubst nicht mehr!
Rauhreif liegt
über dem grauen Novembermorgen.
Geräusche knirschenden Frostes!
Zu früh!
Zersplitterte Kälte der Einsamkeit.

So wirst du alt.
Doch ich will singen,
dir will ich bunte Blumen malen
und ein Licht für deine Augen.

Birgit Korell-Sampaio