Der Pfarrer hat kein schönes Ende

Sechs Autorinnen sorgten für Spannung 

Das weibliche Publikum prämierte mit Rosemai Schmidt eine Tübingerin

Die Hechinger Fraueninitiative hatte vor den Sommerferien einen Wettbewerb für Frauen ausgeschrieben, sich im Schreiben zu versuchen. Nicht Literatur im Allgemeinen sollte es sein, sondern spannender Stoff, Krimi eben. Zur Frauenkneipe im Gasthaus „Fecker“ am Mittwoch war es soweit: Sechs Frauen präsentierten ihre Werke der Öffentlichkeit. Leicht fiel die Ent­scheidung ob der fesselnden Storys nicht. Das Publikum prämierte Rosemai Schmidt. Platz 2 teilten sich die Hechingerin Ruthild Mangler und Iva Kurz aus Hirrlingen.

KRIMINALISTISCHES Gespür und Schreibtalent bewiesen sie alle Autorinnen, die im „Fecker“ ihre Kurzstorys vortrugen. Blumen gab es für ebenfalls für alle, gewinnen konnte aber nur eine: Die Jury entschied sich für Rosemai Schmidt.                                                                     Foto: cok

Es waren wieder viele Frauen, die sich diese außergewöhnliche Veranstaltung nicht entgehen lassen wollten. Bis zum Beginn der Vorlesungen sorgte die Küche mit Pilzpastetchen „Russisch Roulette“ und Nachtisch „Al Capone“ für die richtige Einstimmung.

Von der Qual der Wahl berichtete Ini-Frau Anke Baumeister bei ihrer Begrüßung. Weil „alle eingesandten Titel gut sind" konnte sich die Jury nicht einigen und überließ deshalb die Wahl den Kneipenbesucherinnen. Übrigens bewiesen die Autorinnen nicht nur Phantasie- und Schreibtalent.

Auch Vortragen will gekonnt sein, sonst könnte die spannendste Geschichte langweilen. Dem war im „Fecker“ nicht so. Konzentrierte Aufmerksamkeit und Mäuschenstille, außer wenn es was zum Lachen gab, galt den Vorleserinnen.

Eine gestörte Heile-Welt-Geschichte mit dennoch gutem Ende hätte „Wie schön war das Leben am Strand“ von Inge Bitzer aus Albstadt werden können, doch sie endet mit einer Toten. Ihre Hauptdarstellerin Marianne verliert in der Mitte ihres Lebens nicht nur ihren Mann, sondern macht die schmerzliche Erfahrung,

dass viele Jahre ihrer Ehe eine Lüge waren. Ein Betrug, gedeckt von all ihren Freunden. Sie beginnt neu, woanders und wird ein zweites Mal enttäuscht. Der junge Mann, der sie wieder zum Lachen bringt, hat es nur auf ihr Geld abgesehen. Das sollte ihm nicht gut bekom­men.

In  traditioneller  Krimimanier beginnt ‚Der Turnschuh‘ der Burladingerin Anna Schmidt mit einem Toten, der alsbald verschwindet. Von Mann und Polizei für überkandidelt beurteilt, begibt sich die Au­torin mutig auf Spurensuche, weil sich ihr das verschwundene Indiz, der Turnschuh, mehrmals wieder aufdrängt. Dank ihrer Spürnase findet die Kripo nicht nur Leiche und Mörder, sondern kann noch einen Rauschgiftring zerschlagen.

Wenn Nachbarn anfangen sich zu hassen und Mordgelüste wach werden, die sich nicht mehr aus dem Kopf verbannen lassen, bis die Tat geschieht - dieser zwischenmenschlichen Störung hat sich Iris Other aus Reutlingen schreiberisch gewidmet. Im „Fluss am Ende des Gartens“ treibt tot die nicht mehr zu  ertragende Frau Frenzel, ihr dicker Köter schied kurz zuvor aus dem Leben. Es konnte kaum anders kommen, die Autorin hat die Richtung vorgegeben.

 

Die Täterin bleibt straffrei, laut Ermittlung handelt es sich um einen tragischen Unfall.

Die Hauptpersonen der Hirrlingerin Iva Kurz bleiben zwar am Leben, doch für Bürgermeister Holzinger, ist die politische Laufbahn in ‚Der Wahlkampf“ gelaufen. Die Veröffentlichung eines Fotos mit seinem Konterfei in einer mehr als eindeutigen, sehr offenherzigen Situation mit der attraktiven Leichen- hallen-Architektin, hat er seiner treuen Sekretärin zu verdanken. Sie hätte alles für ihn getan, aber so nicht.

Den Krimiwettbewerb zum roten Faden nahm Ruthild Mangler, Angestellte in der Hechinger Stadtbücherei. In „Wettbewerb“ muss erst der Fall her, damit es etwas zum Schreiben gibt, praxisbezogen natürlich. Die fixe Idee geht ihr nicht mehr aus dem Kopf, hat sie infiziert. Tatwaffen und vor allem potentielle Opfer werden von der Bibliothekarin observiert. Ein kleiner schmächtiger Mann wäre passend und   als dieser kommt, ist sie wild entschlossen. Dass ihr eine andere Freizeit-Krimischreiberin zuvorkommt, ist schon großes Pech.

„Mein ist die Rache, spricht der Herr“ und die Rache ist fürchterlich. Rosemai Schmidt schreibt mit Tübinger Feder und bringt wenig fromme Spannung ins idyllische Pfarrhaus.

Dort ist‘s mit dem göttlichen Frieden vorbei, als Pfarrer Westendonk entdeckt, dass seine geliebte junge Lisa, die Haushälterin natürlich, etwas mit dem neuen Kaplan, zugegebenermaßen ein Adonis, im Dachkämmerle hat. Als dieser leblos vom Küster hinterm Weihwasserkessel gefunden wird - der Arzt attestiert ein schwaches Herz - wird Lisa aktiv.
Ihr teuflischer Plan lässt Hochwürden am Glockenstrang enden, mit dem Kopf nach unten, und im Rhythmus des nicht enden wollenden Neun-Uhr-­Läutens auf den Steinboden aufschlagen.                                 

 cok